Kaum ein deutsches Kinderfernsehformat hat so viele Generationen geprägt wie „Löwenzahn“. Seit den frühen 1980er-Jahren vermittelt die Sendung mit einer Mischung aus Neugier, Bastelspaß und Umweltbewusstsein spielerisch Wissen für Kinder – und das mit einem pädagogischen Anspruch, der weit über die übliche Unterhaltung hinausgeht. Der ikonische Bauwagen, der neugierige Protagonist in Latzhose und ein stets freundlicher Umgang mit der Welt der Technik und Natur gehören fest zur deutschen Fernsehlandschaft. Doch wie entwickelte sich „Löwenzahn“ von den Anfängen mit Peter Lustig bis hin zum heutigen Moderator Fritz Fuchs alias Guido Hammesfahr? Dieser Artikel zeichnet den Weg eines der erfolgreichsten deutschen Kinderformate nach – und beleuchtet zugleich, wie es seinen besonderen Bildungsauftrag bis heute erfüllt.
Die Anfänge: Pusteblume und Peter Lustig
Die Geschichte von „Löwenzahn“ beginnt nicht sofort unter diesem Namen. 1979 startete die Sendung unter dem Titel „Pusteblume“ im ZDF. Schon in dieser frühen Phase war Peter Lustig der Hauptprotagonist – ein gelernter Rundfunktechniker und späterer Fernsehjournalist, der bereits bei „Wissenschaftssendungen“ mitgewirkt hatte. Als Pionier der Wissensvermittlung für Kinder erklärte er die Welt aus dem Bauwagen heraus – ruhig, freundlich, mit einem charmanten Lächeln und einer ordentlichen Portion Bastelgeschick.
Nach juristischen Differenzen mit einem gleichnamigen Verlag wurde „Pusteblume“ in „Löwenzahn“ umbenannt. Am 24. März 1981 startete das neue Format und wurde schnell zu einem festen Bestandteil der deutschen Kinderzimmer. Die Grundidee blieb dabei erhalten: Alltägliche Phänomene, Technik, Natur und Umweltthemen wurden auf kreative, kindgerechte Weise erklärt. Peter Lustig verkörperte dabei die Neugier eines Laien, der mit den Zuschauern lernte – nie belehrend, sondern stets einfühlsam.
Kultstatus und Wirkung
Peter Lustig wurde rasch zur Kultfigur. Sein Bauwagen, der von außen marode, von innen jedoch eine Hightech-Wunderwelt war, diente als Sinnbild für seine Sendung: Einfachheit, verbunden mit überraschender Tiefe. Er schuf mit Sätzen wie „Klingt komisch, ist aber so!“ oder seinem Abschiedsgruß „Abschalten!“ eine ganze Generation von TV-Momenten, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
„Löwenzahn“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Grimme-Preis und den UmweltMedienpreis. Peter Lustig wurde 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet – ein Beleg für den hohen gesellschaftlichen Wert der Sendung. Dabei war sein Ansatz stets nachhaltig: Technik nicht nur als Fortschritt, sondern als Werkzeug, das verstanden und verantwortungsvoll genutzt werden sollte.
Übergang: Das Ende der Lustig-Ära
2005 verabschiedete sich Peter Lustig aus dem aktiven Fernsehgeschehen. Die Gründe waren gesundheitlicher und altersbedingter Natur. Bereits seit einigen Jahren stand zur Debatte, wie es mit „Löwenzahn“ weitergehen sollte – denn die Figur Peter Lustig war untrennbar mit dem Format verbunden. Umso behutsamer musste der Übergang erfolgen. 2006 wurde schließlich bekannt gegeben, dass ein neuer Protagonist die Nachfolge antreten werde.
Peter Lustig blieb der Sendung jedoch verbunden. In einer Sonderfolge 2007, anlässlich seines 70. Geburtstags, übergab er symbolisch den Bauwagen an seinen Nachfolger – ein Akt, der für viele Zuschauer mehr als nur Fernsehen war: Es war ein Moment des Staffelwechsels mit Würde und Herzenswärme.
Neustart mit Fritz Fuchs (Guido Hammesfahr)
Mit der Wahl von Guido Hammesfahr als neuem Moderator wurde ein mutiger, aber gelungener Schritt gewagt. Der Schauspieler, bekannt u. a. aus Comedyformaten wie „Ladykracher“, trat ab 2006 in die Rolle des Fritz Fuchs. Der Name war bewusst gewählt: modern, sympathisch, leicht auszusprechen. Fritz Fuchs übernahm den Bauwagen, aber nicht die Figur Lustig – er war ein neuer Charakter mit eigener Geschichte, Eigenheiten und einem eigenen Zugang zu Wissen.
Das Format blieb weitgehend gleich, wurde aber inhaltlich modernisiert. Fritz Fuchs lebt ebenfalls im Bauwagen in Bärstadt, einer fiktiven Stadt, und forscht gemeinsam mit seinem Hund Keks an spannenden Alltagsphänomenen. Auch neue Figuren wurden eingeführt – etwa die Nachbarin Yasemin, die Familie Paschulke oder Kinder aus der Nachbarschaft. So entstand ein frisches Umfeld, das der Sendung einen erweiterten sozialen Rahmen gab.
Guido Hammesfahr im Portrait
Guido Hammesfahr, geboren 1968, blickt mittlerweile auf rund 20 Jahre als Fritz Fuchs zurück. Über 250 Folgen hat er bislang gedreht – dennoch wird er in der öffentlichen Wahrnehmung bis heute als „der Nachfolger von Peter Lustig“ bezeichnet. Ein Umstand, den er in Interviews wie dem aktuellen Beitrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland vom Juni 2025 mit Gelassenheit aufnimmt: „Es ist eine große Ehre, mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden.“
Hammesfahr bringt eine andere Energie mit in die Sendung: dynamischer, lebhafter, mit einem stärkeren Fokus auf Interaktion und Bewegung. Er selbst ist leidenschaftlicher Segler, spielt Theater und bringt seine Vielseitigkeit auch ins Drehbuch mit ein. Besonders die Beziehung zu seinem tierischen Co-Star Keks, einem Parson-Russell-Terrier, ist ein beliebtes Element bei jungen Zuschauern.
Formatpflege und Modernisierung
Trotz des Generationenwechsels blieb der pädagogische Anspruch erhalten. „Löwenzahn“ ist auch mit Fritz Fuchs keine rein unterhaltende Sendung, sondern eine Bildungsmarke. Die Themen sind breiter geworden: Neben klassischer Technik oder Biologie kommen inzwischen auch digitale Themen, Umweltschutz, Recycling oder gesellschaftliches Zusammenleben zur Sprache.
Auch technisch hat sich das Format weiterentwickelt. Die Bildsprache ist moderner, Animationen und Musik wurden zeitgemäß angepasst. Neben der Hauptsendung entstand „Löwenzähnchen“, ein Ableger für Vorschulkinder, sowie Onlineformate und digitale Lernangebote. Der 2011 veröffentlichte Kinofilm „Löwenzahn – Das Kinoabenteuer“ erreichte sogar die Leinwände – ein weiterer Beleg für die breite Akzeptanz und den Markenwert.
Reaktionen & Wirkung der Neu-Generation
Die Einführung von Fritz Fuchs wurde nicht überall positiv aufgenommen. Viele erwachsene Fans der Peter-Lustig-Ära äußerten zunächst Skepsis: Kein neuer Bauwagenbewohner könne an die ikonische Ausstrahlung des Originals heranreichen. Doch Kinder, die mit Fritz aufwuchsen, sehen das anders – für sie ist Hammesfahr der „wahre Löwenzahn-Mann“.
Tatsächlich zeigen Zuschauerzahlen und Rückmeldungen aus pädagogischen Einrichtungen, dass der Übergang geglückt ist. Hammesfahr hat nicht versucht, Lustig zu imitieren, sondern seinen eigenen Weg gewählt – mit Erfolg. Er ist heute für viele Kinder so selbstverständlich Teil der Sonntagsroutine wie einst Peter Lustig.
Aktueller Stand & Ausblick
Auch heute – über vier Jahrzehnte nach dem ersten Bauwagenbesuch – ist „Löwenzahn“ im deutschen Fernsehen präsent. Die aktuelle Staffel 44 wird produziert, neue Episoden erscheinen regelmäßig, und die Fangemeinde wächst beständig. Hammesfahr hat signalisiert, dass er weiterhin an Bord bleiben will, solange er gebraucht wird und Freude an der Arbeit hat.
Die Sendung ergänzt sich zunehmend durch digitale Elemente. So gibt es auf ZDFtivi oder in der ZDFmediathek zusätzliche Inhalte, interaktive Angebote und Lernspiele. Auch in Schulen und Bildungseinrichtungen wird „Löwenzahn“ zunehmend als ergänzendes Lehrmaterial genutzt. Die Verbindung von Unterhaltung, Wissenschaft und Empathie bleibt ein Erfolgsrezept.
Ein generationsübergreifendes Bildungsprojekt
„Löwenzahn“ ist weit mehr als eine Kindersendung – es ist ein Bildungsprojekt, das über Generationen hinweg gewirkt hat. Vom visionären Pionier Peter Lustig bis zum modernen Forscher Fritz Fuchs hat sich das Format behutsam weiterentwickelt, ohne seine Wurzeln zu verlieren. Der berühmte Bauwagen ist dabei das Symbol für einen Ort, an dem man die Welt verstehen lernen kann – unabhängig vom Alter, vom Hintergrund oder vom technischen Wissen.
Ob Peter Lustigs ruhige Neugier oder Fritz Fuchs’ dynamischer Entdeckerdrang – sie alle eint das Ziel, Kindern einen liebevollen, verständnisvollen Zugang zur Welt zu geben. In Zeiten von Reizüberflutung und Medienkonsum bleibt „Löwenzahn“ ein Fels in der Brandung – verlässlich, neugierig, klug.