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Fan Fiction

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Ob es um das Star-Wars-Universum oder die Bücher über Harry Potter geht, um die diversen Star-Trek-Fernsehserien oder um J. R. R. Tolkiens Mittelerde: Egal, wie viele Geschichten in Film-, Comic- oder Romanform auf den Markt kommen, sind es machen Fans immer noch zu wenige, und so beginnen sie, ihre eigenen Abenteuer zu erfinden. Fan Fiction hat eine jahrhundertealte Tradition, doch konnte sie noch nie so viele Leser erreichen wie heute über das Internet.

In der Vergangenheit wurde Fan Fiction vor allem in Fanzines veröffentlicht, die man per Offset-Druck oder Fotokopie vervielfältigte, um sie anschließend mit der Post zu verschicken oder auf Conventions zu verteilen. Seit den frühen 1990er Jahren verlagerte sich die Veröffentlichung mehr und mehr auf Newsgroups und Mailinglisten, Internet-Archive und Blogs. Diese Verlagerung ins Internet trug einerseits dazu bei, Fan Fiction beliebter zu machen: Es gibt heute viel mehr Fans von Filmen, Serien, Romanen oder Computerspielen, die ihre eigenen Geschichten verfassen, und die damit ein wesentlich größeres Publikum erreichen, als in der Zeit vor dem WWW denkbar gewesen wäre. Andererseits wirkt sich diese Möglichkeit der schnellen und kostenlosen Verbreitung natürlich auf die durchschnittliche Qualität der Geschichten aus: Es liegt schon in der Natur der Sache, dass bei Fan Fiction nicht das gleiche literarische Niveau erwartet werden kann wie bei Texten, die von professionellen Schriftstellern verfasst und anschließend von einem Lektor geprüft wurden, doch das Internet ermöglicht es Fans, mit wenigen Mausklicks ihre Geschichten auch dann zu veröffentlichen, wenn sie diese lieblos heruntergeschrieben und anschließend kaum überarbeitet haben. Manchmal fehlt Autoren auch einfach die Motivation, eine angefangene und zum Teil bereits veröffentlichte Geschichte zu Ende zu schreiben. Um unfertige Texte und solche von fragwürdiger Qualität auszufiltern, werden auf manchen Fan-Fiction-Seiten nur Geschichten veröffentlicht, die von den Moderatoren probegelesen wurden, und die meisten Seiten bieten eine Möglichkeit, die Fangeschichten zu bewerten und zu kommentieren, sodass andere Leser anhand der Bewertungen einschätzen können, ob es sich lohnt, eine bestimmte Geschichte zu lesen.

Lichtschwerter

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse – Star Wars – Ein Klassiker der Fan Fiction

Die Grenzen zwischen Fan Fiction und Parodie verschwimmen oft: So handelte ein nicht unwesentlicher Teil der frühen „Star Trek“-Fangeschichten von einer schwulen Liebesbeziehung zwischen Captain Kirk und Mr. Spock. Solche sexuell expliziten oder sogar pornografischen Slash-Geschichten (ein Name, der vom Schrägstrich in der ursprünglichen Bezeichnung „Kirk/Spock“ kommt) bilden inzwischen ein ganzes Subgenre der Fan Fiction – für viele Produzenten oder Autoren, die mit Geschichten von Fans ansonsten kein Problem haben, hört bei solchen Inhalten der Spaß auf. Unabhängig davon, ob in den Texten Sex vorkommt, ist es auf den meisten Fan-Fiction-Seiten üblich, die Geschichten mit einer Altersempfehlung zu versehen.

Was ist Fan Fiction?

Geschichte der Fan Fiction

Die Anfänge der Fan Fiction gehen viele Jahrhunderte zurück: Bereits im Mittelalter hatte es zahlreiche Bearbeitungen der Artus-Sage gegeben, und im Jahr 1614, als Miguel de Cervantes Saavedra gerade am zweiten Teil seines Romans „Don Quijote“ arbeitete, brachte ein unbekannter Autor, der sich Alonso Fernández de Avellaneda nannte, eine inoffizielle Fortsetzung auf den Markt. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verfassten Fans Geschichten über Sherlock Holmes und und über „Alices Abenteuer im Wunderland“, und in den 1960er und 1970er Jahren waren es vor allem „Star Trek“-Fangeschichten, die sehr populär wurden. Fan Fiction zu Klassikern wie „Star Trek“ und „Star Wars“ entsteht auch heute noch, doch inzwischen ist sie an Beliebtheit von Harry Potter und von Animes überholt worden.

Häufig geht es bei Fan Fiction darum, die Lücken auszufüllen, die in den offiziellen Geschichten geblieben sind: Was ist zum Beispiel im Star-Wars-Universum in den knapp 20 Jahren passiert, die zwischen Episode 3 und 4 liegen? Wie geht es mit Harry Potter, Ron und Hermine weiter, nachdem sie Hogwarts verlassen haben? Welche Abenteuer haben Captain Picard und seine Mannschaft bestanden, die in weder in „Star Trek: The Next Generation“ noch in den Filmen oder den Romanen zur Serie abgehandelt wurden? Was geschah mit Frodo Beutlin und seinen Gefährten, nachdem „Der Herr der Ringe“ abgeschlossen war?

Fan Fiction erscheint praktisch nie bei einem Verlag, sondern wird von Fans für Fans geschrieben, dennoch sind die Übergänge zwischen Fan Fiction und professionell veröffentlichter Literatur fließend: Es kommt vor, dass Fan Fiction so gut ist, dass ihren Autoren Verträge von Verlagen angeboten werden, und manchmal wird sie auch von professionellen Autoren verfasst. Beispielsweise hat der Schriftsteller H. P. Lovecraft, der sich selbst zeitlebens als Amateur sah und erst nach seinem Tod zu wirklicher Berühmtheit gelangte, andere Autoren immer wieder ermutigt, ihre eigenen Geschichten zu seinem Cthulhu-Mythos beizusteuern. Unter den zahlreichen Lovecraft-Fans, die den Mythos seitdem durch ihre Ideen erweitert haben, befinden sich nicht nur Amateure, sondern auch bekannte Schriftsteller wie Harlan Ellison, Wolfgang Hohlbein, Clive Barker, der „Conan“-Autor Robert E. Howard sowie Stephen King.

Letzterer berichtet übrigens in seiner Autobiografie, dass es sich schon bei seiner ersten veröffentlichten Geschichte um typische Fan Fiction handelte: Das Werk basierte auf dem Roger-Corman-Film „Das Pendel des Todes“, den er gerade gesehen hatte. (Nachdem er im Keller 40 Exemplare seiner Geschichte gedruckt hatte, verkaufte er sie auf dem Schulhof, doch eine erboste Lehrerin verlangte später, dass er diesen „Schund“ wieder einsammelte und seinen Mitschülern ihr Geld zurückgab.) Jahre später – und mittlerweile als erfolgreicher Autor – veröffentlichte Stephen King nicht nur Fan Fiction zum Cthulhu-Mythos, sondern schrieb auch Geschichten, die von Sherlock Holmes oder den Zombiefilmen des Regisseurs George A. Romero handelten.

Die Haltung der Produzenten und Autoren

the elephant house

Hier entstand der erste Band der legendären Saga – The Elephant House in Edinburgh

Die Autoren der Originale stehen Fan Fiction unterschiedlich gegenüber: So fasst es J. K. Rowling beispielsweise als Lob für ihre Arbeit auf, dass sich so viele Leser ihre eigenen Harry-Potter-Geschichten ausdenken. Auch George Lucas steht der Fan Fiction wohlwollend, wenn auch nicht ganz unkritisch gegenüber. („Star Wars“ hat in diesem Bereich eine der ältesten Fangemeinden überhaupt: Bereits 1978 erschien die erste Fangeschichte in Romanlänge, und inzwischen haben Fans sogar eigene Filme in nahezu professioneller Qualität gedreht.) Sowohl Rowling als auch Lucas bestehen allerdings darauf, dass keine pornografischen Fangeschichten veröffentlicht werden. „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer verlinkt auf ihrer Homepage diverse Seiten mit Fan Fiction; dagegen ist Anne Rice, die Autorin von „Gespräch mit einem Vampir“ und „Chronik der Vampire“, eine ausgesprochene Gegnerin von Fan Fiction und hat wiederholt darauf bestanden, dass solche Geschichten aus dem Internet genommen werden: Sie ist der Ansicht, dass die Fans sich lieber ihre eigenen Charaktere ausdenken sollen. Häufig betrachten Autoren die Anzahl der Fangeschichten, die im Internet zu finden sind, als Gradmesser ihrer Popularität, verzichten aber selbst darauf, solche Geschichten zu lesen, da sie vermeiden wollen, dass ein Verfasser von Fan Fiction sie irgendwann des Ideenklaus beschuldigt.

Anime Fan Fiction

In Japan haben die Djinshi – von Fans herausgegebene Zeitschriften, die Geschichten oder Comics enthalten – eine lange Tradition, die sich bis zu Literaturzeitschriften aus dem 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ein großer Teil der Geschichten in den heutigen Djinshi basiert auf bekannten Mangas, Animes oder Videospielen. Zahlreiche professionelle Autoren und Zeichner haben ihre Karriere in den Djinshi begonnen, einige von ihnen bleiben auch weiterhin in der Szene aktiv.

Seit Mangas und Animes auch im Westen äußerst populär geworden sind, haben Fans in Europa und den USA ebenfalls angefangen, ihre Lieblingsserien durch eigene Ideen zu erweitern. Dabei handelt es sich nicht nur um geschriebene Geschichten, sondern zu einem großen Teil sind es auch Zeichnungen und Mangas, die von Fans in oft überraschend hoher Qualität produziert werden. Nicht selten geht die intensive Beschäftigung mit dem Medium mit einem allgemeinen Interesse an der japanischen Kultur einher: Manche Anime-Fans lernen sogar Japanisch, um sich die Serien im Original anschauen zu können.

Anime Fan Fiction im Internet

Anime Style

Anime und Manga erfreuen sich sehr großer Beliebtheit

Fast alle Webseiten, die Fan Fiction anbieten, haben eine Kategorie für Manga und Anime, manche haben sich sogar darauf spezialisiert und erlauben neben dem Hochladen eigener Geschichten auch die Veröffentlichung von Zeichnungen und Comics. Die seit 1999 existierende Serie „Naruto“ hat dabei die produktivsten Autoren: Allein auf FanFiction.Net sind über 300.000 Geschichten über den jungen Ninja zu finden. Auch „Bleach“, „Inu Yasha“ und „Yu-Gi-Oh“ haben zahlreiche Fans dazu gebracht, selbst kreativ zu werden.

Doch das ist nur ein Bruchteil der Serien, zu denen im Internet Fangeschichten zu finden sind – auf den größeren Fan-Fiction-Seiten werden Inhalte zu Hunderten von Mangas und Animes angeboten. Auch in anderen Bereichen sind Anime-Fans sehr aktiv, beispielsweise werden eigene Untertitel oder Synchronfassungen für Serien erstellt, und auch in der Cosplay-Szene sind sehr viele Anhänger von Animes anzutreffen.

Die besten Fan Fiction Seiten

Deutschsprachige Seiten

FanFiktion.de: Unter den rund 270.000 Geschichten auf dieser Seite ist nicht nur Fan Fiction zu finden, es gibt auch eine große Anzahl freier Texte. Die Fan Fiction ist in Bereiche wie „Anime & Manga“, „Computerspiele“ und „TV-Serien“ eingeteilt, in denen sich nochmals Unterkategorien befinden. – http://www.fanfiktion.de/

myfanfiction: Eine Seite mit rund 25.000 Texten, bei denen es sich nicht immer um Fan Fiction handelt. Neben den üblichen Themenbereichen wie Anime, Literatur und Computerspielen gibt es auch Geschichten über Musiker oder Fußballmannschaften. – http://www.myfanfiction.de/

Anime-Seiten

Animexx.de: Neben Fan Fiction zu Anime-Serien gibt es hier unter anderem auch Comics, Tutorials und Cosplay-Fotos zu sehen. Es gibt auch eine englische Version der Seite, der größte Teil der Geschichten ist jedoch auf Deutsch.

Lunaescence Archives: Auch dieses moderierte Archiv hat sich auf Anime und Manga spezialisiert: In dieser Kategorie sind rund 11.000 Geschichten zu finden. Es gibt hier aber auch Fan Fiction zu Bereichen wie Fernsehserien und Videospielen sowie eine Reihe freier Texte. Eingereichte Geschichten müssen zunächst eine Qualitätskontrolle durchlaufen. – http://www.lunaescence.com/

MediaMiner: Eine seit dem Jahr 2000 bestehende Seite, auf der nicht ausschließlich, aber zu einem großen Teil Inhalte zu Manga und Anime zu finden sind. Neben Fan Fiction können hier auch Zeichnungen eingereicht werden.

Fan-Fiction-Seiten zu Harry Potter

HarryPotterFanfiction.com: Die älteste Fan-Fiction-Seite zu Harry Potter hat rund 35.000 Autoren, von denen über 76.000 Geschichten unterschiedlicher Länge verfasst wurden, die in Kategorien wie „Drama“, „Humor“ und „Horror/Dark“ aufgeteilt sind. Unter „Romance“ und „Fluff“ sind teilweise Liebesgeschichten mit sehr seltsamen Konstellationen zu finden. – http://www.harrypotterfanfiction.com/

Mugglenet Fan Fiction: Mit weniger als 10.000 Geschichten ist diese Webseite übersichtlicher als andere Fan-Fiction-Seiten, was zum Teil daran liegt, dass die Qualität der Texte von Moderatoren geprüft wird. Rund die Hälfte der Fangeschichten handelt von Liebesbeziehungen zwischen den Harry-Potter-Charakteren.

Weitere internationale Seiten

Beam mich runter, Scotty

Der wohl markanteste Spruch von Captain Kirk – Beam mich runter, Scotty

FanFiction.Net: Das größte Internet-Archiv für Fan Fiction ist seit 1998 online: Mehr als zwei Millionen Benutzer haben sich dort registriert, und es sind Geschichten in über 30 Sprachen zu finden – allein zu Harry Potter gibt es rund eine halbe Million Texte. Die Seite ist in Bereiche wie „Anime/Manga“, „Movies“ und „TV Shows“ aufgeteilt, jede davon mit zahlreichen Unterkategorien.

Archive of Our Own: Die Geschichten auf dieser Webseite umfassen ein breites Spektrum: Harry Potter, Anime und Manga, Superhelden, die Fantasy-Welten von J. R. R. Tolkien, Filme, Fernsehserien, Videospiele… Das Design von Archive of Our Own ist einfach und übersichtlich gehalten, es gibt verschiedene Filtermöglichkeiten und keine Werbung.

LiveJournal: Der seit 1999 existierende Blog-Anbieter versteht sich als soziales Netzwerk, viele Autoren von Fan Fiction nutzen den Service aber auch zur Veröffentlichung ihrer Geschichten.

Star Trek Fan Fiction: Wie schon der Name verrät, hat sich diese Seite auf Fan Fiction zu „Star Trek“ spezialisiert. Die Geschichten sind nach der jeweiligen Serie sortiert, in deren Rahmen sie spielen – also der Originalserie, „The Next Generation“, „Deep Space Nine“ usw. Alle Einreichungen werden von Moderatoren überprüft. – http://trekfanfiction.net/

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