In dem Tragik komischen Roadmovie, von Duncan Tuckers, erleben Sie die ungewöhnliche Vater-Sohn-Geschichte, deren Hauptdarsteller eine transsexuelle Frau und ein Stricherjunge spielen. Bei Transamerica handelt es sich um ein sehr mutiges Independentkino, das auch solche Themen auf die Leinwand bringt, die dem ach so prüden Amerika immer äußerst peinlich sind. Der Film weckt beim Betrachter die Frage, ob Menschen, die ihr biologisches Geschlecht umwandeln möchten, als geisteskrank bezeichnet werden dürfen.
Auch im öffentlichen Diskurs werden Sie oft diese Diskussion feststellen können, denn auch Ärzte und Psychiater bejahen diese These leider oft viel zu schnell. Allerdings wehren sich viele betroffene Menschen vehement dagegen, ihre Transsexualität als Krankheit anzusehen und dadurch eine soziale Stigmatisierung zu erleben. Eines der Anliegen der Macher von Transamerica ist sicherlich, auch Sie und all die anderen Filmbesucher davon zu überzeugen, dass es sich bei Transsexualität keinesfalls um eine geistige Krankheit, sondern um ein biologisches Bedürfnis der Betroffenen handelt. Auch wenn sich der zentrale Fokus bei Transamerica auf die Geschichte einer transsexuellen Frau richtet, so werden Sie sehr schnell feststellen, dass es im Film keinesfalls ausschließlich um diese Problematik geht.
Filmhandlung und Thematik
Im Film sehen Sie die Geschichte der Transfrau Bree (Felicity Huffmann). Kurz vor ihrer geplanten Operation, in der sie zu einer Frau verwandelt werden soll, erhält sie einen Anruf von dem 17jährigen Toby (Kevin Zegers) der in einem New Yorker Jugendgefängnis sitzt und ihr mitteilt, das er ihr Sohn sei. Nun weigert sich Brees Therapeutin Margaret (Elisabeth Pena) ihr die versprochene Operation zu gewähren. Erst wenn sie ihre Vergangenheit aufgearbeitet habe, versichert ihr die Therapeutin, könne an eine Operation gedacht werden.
Nun bleibt Bree nichts anderes übrig, als ihren Sohn Toby aus dem Gefängnis zu holen, jedoch gibt sie sich ihm gegenüber als Angehörige einer Kirche aus. Toby jedoch hat nach seiner Entlassung nur ein einziges Ziel, er möchte nach Los Angeles, um dort eine Karriere als Stricherjunge zu starten. Außerdem möchte er unbedingt seinen leiblichen Vater Stanley finden. Bree begleitet daraufhin ihren Sohn auf dem Weg vom amerikanischen Nordosten in den Südwesten und während dieser Reise kommen sich Mutter und Sohn allmählich näher.
In Transamerica erleben Sie eine sehr bewegte Geschichte einer transsexuellen Frau. Glücklicherweise fokussiert sich der Film allerdings nicht ausschließlich auf diese Problematik. Sie erleben eine universelle bewegte Geschichte, in der ein Mensch zwangsweise dazu gedrängt wird, seine Vergangenheit zu bewältigen. Die Transfrau Bree versteht es ausgezeichnet, sich wohltuend von der klischeehaften Darstellung Transsexueller abzuheben. Ganz im Gegenteil, im Film erleben Sie eine intelligente, hart arbeitende Frau, die nur den einen Wunsch hat, nicht aufzufallen. Damit hebt sie sich beispielsweise sehr wohltuend zu den transsexuellen Figuren in Pedro Almodovars Drama „Alles über meine Mutter“ ab, bei Sie erleben konnten, wie so manche Identitätsfindung in Prostitution sowie Krankheit oder sogar dem Tod enden kann.
Leider leidet Toby an enormen Selbstwertproblemen und versucht diese Probleme über eine Bestätigung auf der sexuellen Ebene zu kompensieren.
Eine Handlung, die sich gravierend vom Mainstream der Filme zum Thema Partnersuche unterscheidet, sondern als Independent-Roadmovie sogar die Kritiker durch Witz und Originalität überzeugt.
Filmkritik
Sie erleben in Transamerica ein gefühlvolles Roadmovie das gleichzeitig auch ein beeindruckendes Drama darstellt. Eine wunderbare Geschichte, die niemals ins Lächerliche oder Überzogene abdriftet. Gespickt mit wunderbarer warmherziger Situationskomik und einer Aufrichtigkeit durch schwierige Lebensabschnitte.
Die Hauptdarstellerin Felicity Huffman verkörpert diese schwierige Rolle perfekt. Plattheit oder aber Klischees werden Sie hier sicherlich nicht finden. Dafür erleben Sie umso mehr, eine starke und lebensfrohe Bree, die allerdings sehr leicht verletzbar ist. Es handelt sich um eine großartige Schauspielleistung, in der Sie die verschrobene und verklemmte Art der konservativen Bree erleben. Der Film versucht, ohne ideologische Scheuklappen, mehr Toleranz und Verständnis für Andersartige aufzubringen.
Sie erleben wie es Felicity Huffman grandios schafft, sich durch die äußerliche Veränderung sowie die verschrobene und verklemmte Art als konservative Bree darzustellen.
Bei Transamerica dürfen Sie nicht erwarten, dass es sich um einen Partyfilm handeln würde, denn dafür ist das Thema einfach zu ernst und wird vom Regisseur Duncan Tucker auch mit dem entsprechenden Anstand auf die Leinwand gebracht. Mit flachem Humor und Gemeinheiten gegen die Missverstandene Gruppe, werden Sie ebenfalls vergebens suchen. Stattdessen erleben Sie aber in Transamerica ein sehr großes Plädoyer für mehr Toleranz den anderen gegenüber. Der Film wird Sie außerdem sehr schnell überzeugen, das es sich bei Transsexuellen keinesfalls um Menschen handelt, die krank im Kopf sind, sondern vielmehr werden Sie darüber informiert, welche Probleme es mit sich bringt, im falschen Körper geboren worden zu sein. Dabei ist die Intoleranz und die Ablehnung in großen Teilen der Gesellschaft nur ein ganz kleiner Aspekt des Films. Viel schwerer treffen die Betroffenen die Zweifel am eigenem tun und die Verachtung der Familie. Gleichzeitig werden Sie aber auch feststellen, dass Transamerica ein Film über Vertrauen und Freundschaft ist.
Fazit
Die beiden Hauptdarsteller werden auch Sie sicherlich sehr schnell überzeugen. Ganz besonders Felicity Huffmann überrascht mit ihrer grandiosen Darstellung. Denn nicht jede Schauspielerin hat den Mut eine solch schwierige Rolle zu übernehmen. Besonders erwähnenswert ist hierbei noch, dass Felicity Huffmann vorher mit dem Serienerfolg von Desperate Housewives bekannt wurde und sie in diesem Film den Beweis erbracht hat, dass sie mehr kann, als nur eine Seriendarstellerin zu spielen. Mit der Rolle der Bree hat sich Huffman sicherlich für weitere Filmrollen in Hollywood qualifiziert.
Insgesamt gesehen wird der Film Ihnen gefallen. Er hat sehr oft witzige Details, ohne deswegen aber in Klamauk zu verfallen und er beweist absoluten Tiefgang. Sie werden sehr schnell feststellen, dass es ein absolut realistischer Film über Transsexuelle und ihre Probleme ist.
Der Wunsch von Regisseur Duncan Tucker, dass Transamerica die Zuschauer in die Gedanken von Menschen katapultiert, die die Gesellschaft als Außenseiter betrachtet, wird sicherlich auch auf Sie übertragen werden.