In Deutschland hat das politische Kabarett schon früh den Weg ins Fernsehen gefunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese kritische Auseinandersetzung mit der Politik als Teil der demokratischen Umerziehung durch die Alliierten in Westdeutschland sogar ausdrücklich gefördert. Zunächst fand dies in erster Linie auf Bühnen und später im Radio statt, doch mit steigender Verbreitung des Fernsehens wurden die bekannten Kabarettisten zu regelmäßigen Gästen im heimischen Wohnzimmer.
Bühnenprogramme im TV
Im Fernsehen wurden in den 1950ern dabei meist Teile der Bühnenprogramme gezeigt, mit denen die verschiedenen Gruppen ihr Publikum unterhielten. So wurden die Namen der „Stachelschweine“, der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, der „Wühlmäuse“ und zahlreicher anderer Gruppen in den folgenden Jahrzehnten zu festen Größen beim Publikum. Einzelne Mitglieder erlangten einen höheren Bekanntheitsgrad als andere, was zum Teil auch daran lag, dass die politische Satire immer stärker Einzug in die Programme hielt. Über das komödiantische Talent fanden einige Kabarettisten später Zugang zu anderen TV- oder Filmproduktionen, wodurch ihre Popularität weiter stieg.
Kabarett in der DDR
In Ostdeutschland entwickelte sich das politische Kabarett nicht im gleichen Maße, obwohl es auch hier durchaus unterhaltsame und kritische Programme gab. Durch die allgegenwärtige Gefahr von Repressionen durch die Regierung mussten die Akteure auf der Bühne allerdings sehr viel vorsichtiger mit ihrer Kritik sein. Oft kleideten sie ihre Satire in Wortspiele, um ihre Intentionen zu verschleiern. Doch als Mittel der Propaganda fand auch die DDR-Regierung das politische Kabarett im Fernsehen nützlich und ließ entsprechende Programme, die sich gegen den Westen richteten, ohne Weiteres zu. Der Anteil der Fernseh-Ausstrahlungen war im Osten jedoch deutlich geringer, da man sich hier eher auf die Bühnenprogramme konzentrierte.
Der Höhepunkt in den 1970ern
Über die Jahrzehnte wuchs der Einfluss des politischen Kabaretts auf die öffentliche Meinung in Westdeutschland weiter an. So stieg die Popularität dieser Formate mit den gesellschaftspolitischen Problemen der 60er Jahre weiter an. Nicht mehr nur der Kalte Krieg, sondern auch die spätere Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung fand ihren Eingang in die jeweiligen Konzepte. Den wirklichen Durchbruch für feste Formate im deutschen Fernsehen gab es aber erst in den 1970ern und 80ern, als Sendungen wie „Scheibenwischer“ zu einer Institution wurden. Nicht immer blieben die teilweise extrem kritischen Beiträge der Kabarettisten ohne Folgen. So weigerte sich beispielsweise der Bayerische Rundfunk wiederholt, manche Sendungen in seinem Regionalbereich auszustrahlen.
Die Wende und die Comedy-Welle
Mit der Wende 1990 änderte sich auch die Landschaft im politischen Kabarett. Zunächst wurde die neue Situation dazu genutzt, gemeinsam mit ostdeutschen Vertretern (wie der „Leipziger Pfeffermühle“) neue Programme aufzulegen, doch die Zahl der kabarettistischen Sendungen im Fernsehen nahm weiter ab. Die wenigen bestehenden Formate, die sich über die Jahre hinweg behaupten konnten, wurden auf Sendeplätze im Spätprogramm verdrängt. Das breite Publikum wollte weniger politische Probleme wälzen, sondern zog mehr und mehr reine Comedy-Formate zur Unterhaltung vor, die politische Themen bestenfalls am Rande behandelten. Durch die Verschmelzung von Comedy und politischer Kritik entstand eine neue Generation von Künstlern, die nicht mehr dem klassischen Kabarett zuzurechnen sind, aber dennoch Elemente daraus verwenden. Einige wenige regelmäßige Sendungen von Kabarettisten wie Urban Priol („Neues aus der Anstalt“), die eine sehr gute Resonanz bei allen Publikumsschichten erreichen, bilden quasi eine Brücke zum klassischen Auftreten von Altmeistern wie Dieter Hildebrandt. Wehrten sich die „alten“ Kabarettisten lange gegen den Begriff der Comedy, gibt es seit der Jahrtausendwende immer mehr Künstler, die trotz ihrer unterhaltsamen Herangehensweise die politische Kritik wieder in den Vordergrund stellen.